Rundgang Filialkirche Maria Himmelfahrt Reichenbach
Welch ein Gegensatz zum strengen Äußeren: ein heller, feierlicher Kirchensaal in Jubelstimmung. Die romanische Basilika wurde 1742 umgestaltet und erstrahlt nun in einem farbenprächtigen, märchenhaften Rokoko.
Es dauerte sehr lange, bis nach der Reformation und nach dem 30-jährigen Krieg Kirchen und Klöster wieder erstarkten. Größe und Einfluss sollten nun auch äußerlich prunkvoll und überschwänglich in Erscheinung treten. Dem gemäß war man der Strenge und Einfachheit dunkler Kirchenräume überdrüssig und baute sie barock um. Damit lag Reichenbach voll im Trend der Zeit.
Theatrum sacrum
Altäre wurden in der Barockzeit zu Theaterbühnen. Eine Scheinwelt aus Gold, Muschelwerk und Stuckmarmor sollte den Eindruck erwecken, der Kirchenraum wüchse in den Himmel hinein. Jedes Detail wurde zu einem aufwendigen Dekorationsstück.
Himmlische Fürstin
Der Hochaltar (um 1750 errichtet) schildert in dunklen Farben das Kirchenpatrozinium Mariä Himmelfahrt, ausgeführt von Johann Gebhard. Maria entschwebt im blauen Mantel vor den Augen der staunenden Apostel, Engel tragen sie. Mit offenen Armen kommt ihr Jesus im roten Gewand entgegen.
Ordensgründer
Zu den vier gewundenen Stucksäulen gesellen sich die beiden vergoldeten Ordensheiligen vor den klaren Scheiben der Fenster, hier der Mönchsvater Benedikt mit Giftbecher und Erdkugel.
Gegenüber, an der rechten Altarseite, steht die Figur der hl. Scholastika, die leibliche Schwester Benedikts.
Reichenbacher Gnadenbild
Reichenbacher Gnadenbild. Reichenbach bewahrt zwei Marienbilder. Die Gnadenmutter von Reichenbach ist eine Tonfigur von 1460. Schon der Brand einer Keramik dieser Größe war eine Meisterleistung. Noch bedeutsamer ist, was über die Figur berichtet wird. Während des Bildersturms wurde sie unter einer Stiege eingemauert und so gerettet. Später hat man sie auf wunderbare Weise entdeckt. Seitdem wird sie als Gnadenbild hoch verehrt.
Exotische Drapisserie
Die Wände seitlich des Hochaltars sind von bemalten Leinwandtapeten mit einst modernem chinesischem Blumenmuster aus reichlich Gold und Blau überzogen. Ein typisches Detail für das Rokoko, das schmückende Kunst sein wollte (um 1750) und die Natur in die Kirchenräume holte.
Sandsteinmadonna 1420
Die Sandsteinmadonna aus Jahre 1420 im sogenannten Weichen Stil der Spätgotik. Ihr bewegtes, blaues Faltengewand erinnert an Wellen.
Diepoldinger - Memento Mori
Hohen historischen Wert besitzt im vorderen linken Schiff der Kirche jene Grabkapelle, in der acht Mitglieder der Adelsfamilie der Diepoldinger ruhen. Im Auftrag des Kaisers kontrollierten diese Markgrafen mit ihren Burgen über zwei Jahrhunderte lang den Nordgau gegen die Gefahr aus Böhmen. Ihre Burgenkette verlief über Cham, Nabburg bis zum Stiftland nach Eger. Mit Diepold III. stand das Geschlecht am Gipfel seiner Macht. Diepold gründete neben Reichenbach auch das Kloster Waldsassen. Übrigens gingen später die Besitzungen der Diepoldinger in das Haus Wittelsbach über.
Schauriges hinterlässt in der Grablege der Diepoldinger ein anderes Marmormonument: ein halbverwester Leichnam. Es handelt sich um den Wittelsbacher Dompropst Johann, einer der Letzten der Linie Mosbach, der 1486 am Ziel seiner Pilgerreise ins Hl. Land, in Jerusalem, starb. Er war Enkel des Kaisers Ruprecht von der Pfalz.
Unholde beim Gotteslob
Das gotische Chorgestühl aus Eichenholz mit einem Baldachin (1418) findet in ganz Bayern kaum Gleiches. Es wird auf der Empore aufbewahrt.
Seltsame Unholde zieren die geschnitzten Armlehmen: ein Drache, in sich verschlungene Basilisken (Fabeltiere) oder ein Fratzengesicht mit Spitzohr: Unheilvolle Kräfte, die Zerstreuung und Ablenkung hervorrufen wollen. So werden die Mönche beim Gotteslob zu frommer Andacht ermahnt.